Sonntag, 01.05.2016, 19.30 Uhr

Duo Corona Musica
Zwei (un-)gleiche Instrumente im Dialog

Viktor Töpelmann
Viola da gamba von Reinhard Ossenbrunner, Bremen 1979

Gerhart Darmstadt
fünfsaitiges Violoncello von Reinhard Ossenbrunner, Altwistedt 1985

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Gerhart Darmstadt und Viktor Töpelmann


Wege zur Rührung des Herzens
Zwei (un-)gleiche Instrumente im Dialog




François Couperin Treiziéme Concert D-Dur à 2 instrumens à L’unisson
1668–1733 aus:
Les Goûts-rêünis ou Nouveaux Concerts, Paris 1724

Vivement
Air Agréablement
Sarabande Tendrement
Chaconne Légere


Johann Sebastian Bach Sonata G-Dur BWV 1021 für Violine und Basso continuo
1685–1750 Leipzig um 1730

Adagio
Vivace
Largo
Presto


Antoine Forqueray Premiere Suite d-Moll für Viola da gamba und Basso con-
1672–1745 tinuo, aus: Pieces de Viole avec la Basse Contenuë, Livre Ier., Paris 1747, Dédiées A Madame Henriette de France (1727–1752)

Allemande La Laborde. Noblement et avec Sentiment
La Cottin. Galamment sans lenteur


Carl Philipp Emanuel Bach Sonata C-Dur WQ 136 à Viola da Gamba Solo e Baßo
1714–1788 Berlin 1745

Andante
Allegretto
Arioso


Johann Christoph Friedrich Bach Sonata A-Dur Wf X:3 für Violoncello und Basso continuo
1732–1795 aus:
Musikalisches Vielerley, Hamburg 1770, 30.–32. Stück, S. 118–125

Larghetto
Allegro
Tempo di Minuetto


Im 18ten Jahrhundert war die Rührung des Herzens das zentrale Anliegen, ja die Existenzberechtigung, instrumentaler Musik. Ganz verschiedene Wege zur Rührung des Herzen erklingen im Konzertprogramm des Duo Corona Musica: Gerhart Darmstadt (Barockvioloncello) und Viktor Töpelmann (Viola da gamba) spielen Sonaten der Bach Familie und französische Suiten von Antoine Forqueray und François Couperin. Dabei reicht das stilistische Spektrum von formal geordneten, raffinierten Tänzen des französischen Hofkomponisten Couperin bis zu freien fantasie-gleichen Sonaten-Sätzen des als „Original-Genie“ verehrten Carl Philipp Emanuel Bach. Ferner werden im Konzert die Verwandtschaft aber auch die feinen Unterschiede zwischen dem Violoncello und der Viola da gamba erlebbar: beide Instrumente teilen die gleiche Stimmlage und eine ähnliche Haltung, doch Tonerzeugung und auch der klangliche Charakter sind ganz individuell...



Gerhart Darmstadt, 1952 in Halle/Saale geboren, studierte Violoncello bei Mirko Dorner an der Folkwang Hochschule Essen und historische Aufführungspraxis bei Nikolaus Harnoncourt am Mozarteum Salzburg; zusätzlich hatte er Unterricht für Barockvioloncello bei Anner Bylsma. Sein musikwissen-schaftlicher Mentor war Walter Blankenburg in Schlüchtern. 1983–1991 leitete und organisierte er das von ihm gegründete Barockorchester Hamburg.
Gerhart Darmstadt zählt zu den führenden deutschen Barockvioloncellisten. Als Solist, Kammermusiker, Orchester- und Continuospieler, Dirigent und profunder Kenner des 17. bis 19. Jahrhunderts hat er sich als außergewöhnlicher Musiker einen Namen gemacht. Neben einer flexiblen Technik und Virtuosität ist es ihm ein Anliegen, die Musik als eine berührende Sprache der Seele und des Herzens zu verstehen und gerade auch die Kunst des idealen Begleitens zu vermitteln. Seine langjährige Beschäftigung mit dem Arpeggione aus der Schubertzeit ermöglichen ihm ganz neue Klangwelten in zutiefst nach innen gehende Erlebnisräume. Die Verbindung mit dem Publikum ist für ihn ein künstlerischer Prozess der Mit-Teilung.
An der
Hochschule für Musik und Theater in Hamburg lehrt Gerhart Darmstadt historische Aufführungspraxis, Barockvioloncello und Kammermusik und der Alfred Schnittke Akademie International Gesang mit Impulsen für eine zeitgemäße und zukunftsweisende Interpretation. Er ist Mitglied des Joseph Martin Kraus-Streichquartetts und Präsident der Internationalen Joseph Martin Kraus-Gesellschaft e. V. mit Sitz in Buchen (Odenwald).
Zahlreiche Kurse für historische Aufführungspraxis, Violoncello, Orchester- und Kammermusik, Körperdisposition und Haltungsfragen, Fortbildungsseminare und Aufführungen mit den verschiedensten Orchestern, sowie Vorträge, Werkeinführungen, moderierte Konzerte, CD- und Rundfunk-Aufnahmen, Symposien, Editionen und musikwissenschaftliche Veröffentlichungen weisen ihn als kompetenten und inspirierenden Interpreten, sowie als einen die Musik und ihr Umfeld immer neu hinterfragenden Wissenschaftler und Pädagogen aus.



Viktor Töpelmann wuchs in München auf und begann schon früh, Klavier und Violoncello zu spielen. Er studierte Musikwissenschaft am
King’s College London und als Stipendiat des Arts & Humanities Research Council Barockvioloncello und Viola da gamba an der Royal Academy of Music London. Jonathan Manson, Alison McGillivray, Laurence Dreyfus und Cliff Eisen zählen zu den prägenden Lehrern seiner Studienzeit in London, die sein Instrumentalspiel und sein musikalisches Denken maßgeblich beeinflusst haben. Anschließend studierte er in Köln an der Hochschule für Musik Köln bei Rainer Zipperling.
Seitdem ist Viktor Töpelmann gleichermaßen aktiv als Cellist und Gambist in verschiedenen Orchestern und Kammermusik-Ensembles sowie als Solist. In den letzten Jahren tritt Viktor Töpelmann immer häufiger auch als musikalischer Leiter in Erscheinung: dirigierend oder vom Cellopult aus leitet er Aufführungen barocker Oratorien und Kantaten oder reine Orchesterkonzerte. So leitet er seit 2011 das Orchesters des
Collegium Muwicum und seit Herbst 2015 ist er künstlerischer Leiter des Vokal Ensemble München, eines auf Alte Musik spezialisierten Kammerchores.
Die wissenschaftliche Beschäftigung mit historischen Aufführungspraktiken sowie mit dem historischen und geistigen Umfeld der Musik und ihrer Komponisten ist ein zentrales Interesse und eine reiche Inspirationsquelle für Viktor Töpelmann. Er promovierte von 2011 bis 2015 mit einem Vollstipendium der
King’s College Graduate School über das kulturelle Umfeld der Mozart Familie in Salzburg. Als Musiker und als Pädagoge liegt es Viktor Töpelmann am Herzen, Musik nicht allein als artifiziellen Selbstzweck sondern als eine lebendige menschliche Ausdrucksform erlebbar werden zu lassen.